Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine: Zuflucht gewähren

Obwohl der Krieg in der Ukraine viele hunderte Kilometer entfernt ist und bereits ein Jahr andauert, spüren wir auch in unserer Region die Auswirkungen noch immer sehr deutlich. Bei uns in Mittelhessen suchen nach wie vor viele Kriegsflüchtlinge Zuflucht und eine Unterkunft, um vor den Schrecken in ihrem Land sicher zu sein. Ich bin der Meinung, dass wir diesen Flüchtlingen helfen und sie menschenwürdig unterbringen müssen.

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Bei den älteren unter Ihnen kommen vielleicht auch Erinnerungen, wie es Ende des zweiten Weltkriegs war, als viele Menschen aus Osteuropa nach Deutschland, speziell Westdeutschland, kamen, um Schutz und Sicherheit zu suchen. Heute geht es uns ein Stückweit ähnlich – und auch die kleinen Dörfer und Kommunen auf dem Land in Mittelhessen sind unmittelbar damit konfrontiert.

Wir schaffen menschenwürdigen Wohnraum

Uns in der Gemeinde liegt es am Herzen, den geflüchteten Menschen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, damit sie während der Dauer des Krieges Zuflucht und Schutz erhalten. Gerade für kleinere Gemeinden auf dem Land ist es besonders herausfordernd, adäquaten Wohnraum zu schaffen, da dieser ohnehin schon knapp ist. Wir haben somit das Problem der Wohnungsknappheit und wollen dennoch Menschen unterbringen, die vom Krieg und der Flucht gebeutelt sind. Aus diesem Anlass versuchen wir, zusätzlich Wohnraum von privaten Vermietern zu akquirieren und freuen uns darüber, dass viele sich dazu bereiterklären, ihre Wohnungen für Kriegsflüchtlinge zu öffnen. Auch als Gemeinde gehen wir mit gutem Beispiel voran und haben eigene kommunale Wohnungen hergerichtet, um dort ukrainische Familien unterzubringen. Ein junges Paar konnte beispielsweise vor Kurzem in eine gemeindeeigene Wohnung einziehen und ist sehr froh darüber, denn die Frau wird bald ihr erstes Kind zur Welt bringen und muss sich nun nicht mehr um eine Unterkunft sorgen. Im vergangenen Jahr lag unser Fokus vor allem auf der Unterbringung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge, doch seit Sommer 2022 haben wir auch eine Zunahme der Flüchtlinge nach dem Asylbewerberstatus, die nach Deutschland kamen, insbesondere über die Balkanroute. Für diese mussten zusätzlich auch noch entsprechende Unterkünfte gefunden werden.

Arbeitsteilung für beste Ergebnisse

Wir arbeiten beim Thema Flüchtlinge eng mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, aber auch mit übergeordneten Verwaltungsebenen wie der Kreisverwaltung zusammen. Hier gibt es eine Art Arbeitsteilung – der Lahn-Dill-Kreis kümmert sich vorwiegend um die Asylbewerber und wir, die Rathäuser in den Gemeinden und Städten, legen das Hauptaugenmerk auf die Unterbringung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Dieser dynamische Prozess ist phasenweise mal stärker, mal schwächer – er orientiert sich zum Beispiel am Verlauf des Krieges in der Ukraine, aber auch an den Flüchtlingsströmen, die über die Balkanroute und das Mittelmeer nach Deutschland kommen. Momentan sind es primär die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die versorgt werden müssen und es gibt weniger Zustrom an Flüchtlingen aus anderen Nationen. Allerdings kann das in wenigen Wochen schon wieder ganz anders aussehen.

Gemeinsam stark für Flüchtlinge

Für Deutschland allgemein, aber vor allem für die kleineren Gemeinden und Städte, ist die Unterbringung der Flüchtlinge eine große Herausforderung. Alle Ebenen sind bis hinunter auf die Rathäuser massiv gefordert. Die Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist groß und ich kann von unserem Rathaus berichten, dass wir alle stark eingebunden sind und uns nach besten Kräften engagieren, weiterhin menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen. Da wir das allein nicht schaffen können, sind wir umso dankbarer, dass wir eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung erfahren. Insbesondere Privatpersonen und die Kirchengemeinden helfen uns mit ihren Sachspenden wie Kleidung, Mobiliar und Haushaltgegenständen, die Wohnungen für die Geflüchteten bestmöglich einzurichten. Und für dieses Engagement bin ich äußerst dankbar, denn ohne die großzügige Unterstützung aus der Öffentlichkeit würden wir diese Mammutaufgabe nicht bewältigen können. An dieser Stelle möchte ich noch einmal appellieren, hier nicht nachzulassen, damit wir gemeinsam stark sind für die Menschen, die teilweise alles verloren haben. Und ich bin überzeugt davon, dass wir das gemeinsam schaffen.